Neulich bei einem Gartenfest: Ein Vater stellt Freunden seine Kinder vor: Das ist Lea, unsere brave Große. Das hier ist David, unser frecher Bengel. Und hier noch Felix, unser kleiner Sonnenschein.
Fällt dir etwas auf? Wir haben hier lauter Schubladen mit Beschriftung und dem passendem Inhalt. Einmal in eine Schublade gesteckt, kommt man nicht mehr so leicht heraus.
Die Brave
Lea, die Brave wird wahrscheinlich gerne weiterhin gefallen wollen – wir können sie uns vorstellen als junge Frau, die es allen recht machen möchte und vielleicht irgendwann selbst auf der Strecke bleibt.
Der Schlingel
David hatte dann gar nicht so viel andere Möglichkeiten als der nichtbrave Bengel zu werden, der Platz des braven Kindes war schon besetzt, ein Konkurrieren mit der älteren Schwester wäre sehr mühevoll gewesen.
Der Sonnenschein
Und Felix, als jüngster in der Reihe hat sich – nach dem problematischen älteren Bruder gleich die freie Nische des unkomplizierten Sonnenscheins gesichert.
Theorie der Nischen
Wir haben hier die Theorie der freien Nischen kombiniert mit dem Wunsch vieler Eltern nach Vereinfachung. Es ist leichter, ein Kind in einem gewissen Schema zu sehen, als sich immer wieder ein neues Bild zu machen. Unglücklicherweise folgen Kinder gerne diesen Schemen und Erwartungen! Sie wollen kooperieren und gefallen – unabhängig davon, ob die zugewiesene Rolle wirklich Spaß macht und dem eigentlichen Naturell entspricht oder nicht!
Was können wir dagegen tun?
Zunächst verzichte auf Attribute, sei dir dessen bewußt, dass du eine Realität schaffst mit dem, was du sagst.
Beobachte dein Kind unvoreingenommen und lass dich überraschen, welche weiteren Eigenschaften und Verhaltensweisen du entdecken wirst! Es ist spannend zu beobachten, welche Späße unsere eigene Wahrnehmung mit uns spielt! Wir sehen meistens genau das, worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten.
Eure Kinder sind aber so viel mehr, als eine Schublade fassen kann!
Schreibe einen Kommentar